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2012/09/11

Gedanken zu ... E-Books



Anlässlich der Vorstellung der neuen Geräte im Kindle-Sortiment von Amazon stolperte ich über den oben angeführten Artikel über die soziologischen Auswirkungen von Ebooks auf unsere mediale Welt.

Bei Filmen mag es ja schon seit längerem so scheinen, als ob die großen Filmfirmen mit ihren angeschlossenen Kinoketten mehr und mehr Filme für einen Massenmarkt produzieren, wobei diese nur mehr gut gestylte Optik, reißerischen Sound und eine möglichst immer schnellere und hektischere Schnittfolge aufweisen, während andere Merkmale, die nicht so verkäuflich sind in den Hintergrund treten. In mehreren Genres, wie Science Fiction, Fantasy, Action, Comicverfilmungen und dergleichen hat sich ein gewisser Michael Bay geprägter Stil durchgesetzt, wobei man bald kaum noch einen Film vom anderen unterscheiden kann. Die heutigen Medien bieten unzählige Analyse- und Feedbackmöglichkeiten für das Publikum, wodurch die Produzenten effektiv reagieren können, um den Profit zu maximieren und die Produkte auf ein entsprechend breit aufgestelltes Zielpublikum zuzuschneidern.

Es findet eine Art Hyperevolution statt, wo rasant binnen weniger Jahre für einen Großteil der Kassenschlager nicht mehr eine künstlerische Vision im Vordergrund steht, sondern lediglich das perfekt angepasste Vehikel für einen maximalen Erfolg bei möglichst allen demographischen Gruppen zu finden. Dabei möchte ich hier auch gar nicht sagen, dass dies schlecht ist oder die Produkte weniger Wert haben, denn immerhin zeigen sie ja auch, wenn auch indirekt durch das Destilat aus ihrer Gesamtheit, was die notwendigen Faktoren sind, um eine Mehrheit von Menschen anzusprechen. Auch glaube ich nicht, dass durch diese Entwicklung der Markt für individuelle unabhängige Kunst gefährdeter ist als bisher. Die einzelnen Ausreißer, die auf der Suche nach etwas Anderem sind werden weiterhin auch ihr Publikum finden. Jene Menschen, die vom Einheitsbrei übersättigt sind, wird es immer geben und daher sehe ich diese Nischen auch nicht als gefährdet an.


Zurückkommend auf die E-books scheint es nun auch hier zu einer ähnlichen Entwicklung wie im Kino zu kommen. Durch das Teilen, Rezensieren und Rückmelden von Datenströmen aus den E-Books (Die großen Vertreiber wie Amazon oder Google lesen Daten aus über Lesegwohnheiten wie Geschwindigkeit, Häufigkeit, wo man bei einem Buch abbricht oder welche Stellen man markiert) bekommen die Vertreiber und in Folge auch die Verlage klare Informationen darüber, was bei den Leuten ankommt oder nicht. Bisher konnte man das nur aufgrund von Verkaufszahlen sowie weniger Rezenssionen erfassen. Dadurch wurden vielleicht manche Genres gefördert oder einzelne Autoren, aber der eigentliche Inhalt, die innere Struktur eines Buches blieb relativ unangetastet. Durch die Fülle an genauer Information wird es nun möglich werden, Bücher in ihrer ganz eigenen Struktur umzugestalten und dadurch massentauglicher zu verkaufen.

Ich denke dies wird vieles was Bücher bisher ausgemacht hat grundlegend verändern. Beispielsweise könnte sich die Länge eines durchschnittlichen Buches drastisch verändern. Bisher war die große Freiheit bei Büchern, dass die Länge lediglich der Geschichte angepasst wurde, es gab keine so festgefahrenen Normen, wie bei Filmen etwa, wo der Durchschnitt zwischen 90 und 120 Minuten lang ist. Wenn nun aber das Publikum der Youtube-Generation kaum noch die Aufmerksamkeitsspanne für einen 5 Minuten Videoclip aufbringen kann, dann mag es sein, dass in 10 Jahren die durchschnittlichen Romane vielleicht auch nur mehr auf 100 Seiten beschränkt sein werden. Möglicherweise entfallen auch bei Büchern ruhige Szenen, ein langer Aufbau, lange Mono- oder Dialoge und es muss nach jeweils 5 Seiten mindestens einen Szenenwechsel geben.

Vielleicht sehen wir so eine ganz neue Form der Bücher auf uns zu kommen. Ist das schlecht? Ich denke nicht das sich dies so einfach beurteilen lässt, denn Dinge die sich entwickeln haben ja irgendwo einen ursächlichen Antrieb, der sich irgendwo äußern muss. Auch wird es das klassische Buch für ein klassisches Publikum weiterhin geben, aber es ist spannend zu sehen, wie auch in diesem bisher eher trägen und konservativen Bereich der Bücher, die Technik nun ihren Tribut fordert und auch hier gesellschaftliche Veränderungen nicht nur am Inhalt sondern auch an der Form deutlich sichtbar werden. Möglicherweise ist das geschriebene Wort ja doch nicht tot sondern ersteht nur in einer neuen „konsumierbareren“ Form wieder neu.

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